Dorfroman – Roman

Beschreibung

Der Titel hält, was er kurz & knapp verspricht: es geht in diesem autobiographisch gefärbten Buch um das Aufwachsen auf dem Land, in einem Kaff (in Hönnepel, das hier zu Hülckendonck verfremdet ist), dass zu Beginn der 1970er Jahre allerdings einige Risse bekommt, denn um die Ecke, in Kalkar (der Autor schreibt es konsequent mit „C“, er mag offenkundig diesen Buchstaben) soll ein Kernkraftwerk gebaut werden. Nicht alle halten dem – in dieser Region katholisch gefärbten – Konservatismus die Stange. Ein örtlicher Bauer – im echten Leben der 2008 verstorbene Josef Maas – stellt jungen Menschen sein Gelände für ein Camp zur Verfügung. Der Ich-Erzähler lernt hier ein Mädchen kennen und macht so auch in dieser Hinsicht neue Erfahrungen. Kalkar politisierte die Region, ist aber eine Geschichte des Scheiterns: „Sieben Milliarden D-Mark verschlangen die Bauarbeiten für das Kernkraftwerk, das 1985 fertiggestellt wurde, aber niemals Strom lieferte. Ähnlich wie in Gorleben und Wackersdorf hatte es massiven Widerstand gegen das Nuklearprojekt gegeben, bei dem sich die Anti-Atomkraft-Bewegung mit Teilen der Anwohner verbündete. Am Ende war es die Katastrophe von Tschernobyl, die dem Brüter den Stecker zog. Sicherheitsbedenken verhinderten die Inbetriebnahme. Heute befindet sich auf dem malerisch am Niederrhein gelegenen Gelände der Freizeitpark „Wunderland“. Es gibt Karussells und ein Riesenrad, der Kühlturm ist mit einem Alpenmotiv bemalt“ Tagesspiegel). Kalkar, das ist natürlich eine spezielle Geschichte, doch das entfaltete zeitgeschichtliche Panorama kennt der Rezensent, ein Jahr älter als der Autor, in ähnlicher Weise auch aus den 1970er Jahren. Die zeitlichen Perspektiven wechseln sich ab, zwischen dem Kindergartenalter und der beginnenden Pubertät, so dass praktisch das ganze Jahrzehnt umrissen wird. „Das Szenario, die Welt aus Fernsehserien, Heinz-Sielmann-Begeisterung, Nachbarsdackeln, Fußballeridolen, Statussymbolen und Musikgruppen, das hier aufgebaut wird, hat nichts Putziges, Nostalgisches oder Kulissenhaftes. Die Details sprechen, bekommen Substanz und Funktion, emotionale Aufladung und einen erzählerischen Widerhall auf einer jeweils anderen Zeitebene“ (Zeit).