Venezuela Bolivariana – Revolution des 21. Jahrhunderts?

Beschreibung

Umfassende Beschreibung der gesellschaftlichen Transformation in Venezuela in den letzten 7 Jahren, seit der Wahl von Hugo Chavez zum Präsidenten. Der Putsch und der Unternehmerstreik werden ebenso beschrieben wie die Kämpfe um Selbstverwaltung in den Betrieben, die Bauernbewegungen, die Landfrage, Frauenpolitik, Umweltpolitik, die indigenen Rechte etc. Durch die Mischung aus Reportagen, Interviews und vertiefenden Texten entsteht ein lebendiger Einblick in die venezolanischen Verhältnisse. Dabei wird deutlich, auf welcher Seite Azzellini steht. Der in den europäischen Medien üblichen verächtlichen Einordnung von Chavez als Populist mag er nicht folgen. Immerhin sind in Venezuela die meisten Zeitungen wie auch Radio- und Fernsehsender nach wie vor im Besitz der bürgerlichen Unternehmer-Opposition. Diese kontrolliert somit einen grossen Teil der kulturellen Produktion Venezuelas und ist somit auch massgeblich an der Seite der USA für das Venezuela-Bild in den Industrieländern des Nordens verantwortlich. Diese Fakten sollte man sich vor Augen halten angesichts der medialen Aufregung hierzulande, als Präsident Chavez sich weigerte, die Sendelizenz für den Sender RCTV im Mai 2007 zu verlängern (auch viele Kulturschaffende wie Gabriel Garcia Marques verurteilten ja diese faktische Schliessung). Auch Jahre nach Erscheinen dieses Buches (so etwa anlässlich der Wahl 2012, bei der Chavez schliesslich bestätigt wurde) ist den westlichen Medien kein Vorwurf zu absurd, um den venezolanischen Präsidenten als plumpen, ewiggestrigen Populisten darzustellen. Tatsächlich hat das Land, gelinde gesagt, Demokratiedefizite, doch im gegensatz zum Sozialabbau in den traditionellen Industriestaaten wurde die Armut halbiert (auch das wird Chavez bezeichnenderweise vorgeworfen, da er dies nur täte, um Wählerstimmen „zu kaufen“), Bildung und medizinische Versorgung etc. verbessert. Insofern bieten die Kapitel des vorliegenden Bandes doch ein lesenswertes Korrektiv, zumal Azzellini im Unterschied zu vielen Kommentatoren eben auch ein Kenner des Landes, das er praktisch jährlich besucht, ist.