Fourier Charles

Aus der Neuen Liebeswelt – Mit einem Vorwort von Daniel Guérin

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Beschreibung

Aus der Bibliothek von Günter Zint. In vieler Hinsicht stand Fourier dem Anarchismus näher als dem Sozialismus, weshalb auch der Sozialist August Bebel ihn den „Vater des Anarchismus“ nannte. „Das Fourieristische Leben ist eine riesige Party“, äusserte Roland Barthes, womit schon mal einiges über den freizügigen Charakter dieser ausschweifenden Utopie gesagt ist. Mit einem Anhang „Über die Freiheit in der Arbeit“ ausgewählt und eingeleitet von Marion Luckow, aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Als „vergessenen Vorkämpfer sexueller Emanzipation“ würdigte zuletzt Maurice Schuhmann das werk (in der Zeitschrift Gai Dao, Januar 2018). „Die wichtigste Leidenschaft ist für Fourier die Liebe in all ihren Erscheinungsformen. Sie ist für ihn die mächtigste Verbindungskraft und die bedeutenste Triebfeder der menschlichen Evolution. Wie kein anderer fragt Fourier nach den grundlegenden Bedingungen für geglückte Liebe und Sexualität. Wie kann das menschliche Zusammenleben organisiert werden, damit die Liebe in Freiheit und somit das soziale Glück überhaupt an Geltung gewinnen kann? Jeder Fortschritt – der ökonomische, politische, soziale und religiöse usw. hat nur dann einen Sinn, wenn dabei die Liebe in Freiheit vorankommt. Fourier macht deutlich: eine freie Gesellschaft ist eine Gesellschaft der freien Liebe… Fourier ist sich sicher, daß Liebesbeziehungen kaum mit der Ausschließlichkeit einer monogamen Ehe zu vereinbaren seien. Die eigentlichen Liebesbeziehungen fänden vor allem in den versteckten oder geheimen außerehelichen Liebschaften und in der käuflichen Liebe ihren Platz. In 99 von 100 Fällen werde gegen das Gebot der ehelichen Treue verstoßen. Dies war keine Überraschung für Fourier, so sah er die lebenslängliche, ausschließliche Treue im Widerspruch zu den Bedürfnissen des Menschen. Eine falsche und engherzige Sittlichkeit sowie eine ungerechte Gesellschaftsordnung nötige die Menschen zur Lüge und Verstellung…
Fourier setzt sich für eine Partnerschaftskultur ein, in der die Liebesbeziehungen frei und flexibel gelebt werden können. So will er die „unsoziale oder auschließliche Liebe“ überwinden. Dabei thematisiert er die zentralen Knackpunkte solcher Liebesformen: Unbeständigkeit, Dauer, Treue, Vertrauen, Eifersucht. Fourier macht deutlich, daß sich freie Liebe (Abwechslung, Unbeständigkeit) und Zweierliebe (Dauer, Kontinuität) nicht ausschließen müssen…
Neben der heterosexuellen Liebe würdigt Fourier auch die gleichgeschlechtliche Liebe in all ihren Variationen. Somit kommt auch die Bisexualität, das zweigeschlechtliche sexuelle Begehren, zu ihrem Recht. Zudem beschreibt Fourier auch sexuelle Liebesformen, für die es auch heute noch gar keine eindeutige Begriffe gibt. Er selbst bekennt sich öffentlich zu seinen homophilen (schwulen) Neigungen und bekundet gleichzeitig, daß er sich von Lesben („Sapphisten“) auf besondere Weise angezogen fühlt. Insgesamt will Fourier die erstarrten monosexuellen Verhaltensformen – ausschließliche Homo- oder Heterosexualität – überwinden. Wenn die Liebe befreit wird, dann bewirken die leidenschaftlichen Anziehungskräfte zwischen den Menschen eine Vielfalt und Verschiedenheit von Beziehungen, die Eindeutigkeiten ausschließen“ (Timo Wendling).

Zusätzliche Information

Gewicht 600 g
Zustand

gut erh., 208 S., kart.

Reihe

WAT 32

Autor

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

1977

ISBN/ISSN-Nummer

3-8031-2032-2

Verlag