Tolstoi (Schreibweise auch Tolstoj) Leo N. (Nikolajewitsch)

Die Sklaverei unserer Zeit – Ausgewählte Texte

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Beschreibung

Tolstoi philosophiert hier über die Grundlagen anarchistischer Weltanschauung, wobei er sich u.a. mit dem Steuerrecht und dem Eigentumsrecht sowie überhaupt mit dem die herrschende Ordnung fixierenden Rechtssystem auseinandersetzt. Neben dem Titelaufsatz (aus dem Jahr 1900) sind hier „Patriotismus und Regierung“ (ebenfalls 1900 verfasst) und „Aufruf an die Menschheit (1901) ebgedruckt – letzterer Text richtet sich gegen das kirchliche Christentum, dem Tolstoi den Verrat an seinen Ursprüngen vorwirft. „Zu der Vernichtung der Regierungen ist nur eines nötig: Die Menschen müssen begreifen, dass jenes Gefühl des Patriotismus, welches allein dieses Werkzeug der Vergewaltigung stützt, ein rohes, schädliches, schimpfliches und schlechtes Gefühl ist, vor allem aber ein unmoralisches” (S. 84) – Tolstoi erweist sich hier als entschiedener Kritiker jeder Staatlichkeit und jeden nationalistischen Denkens, auch wenn es im scheinbar harmlosen „patriotischen“ Gewand daherkommt. Begleitet werden die Texte „von einer kurzen Einführung des Herausgebers Ulrich Klemm zu Tolstois Anarchismus der Gewaltfreiheit und dem Nachdruck eines Kommentars von Erich Mühsam anlässlich Tolstois 100. Geburtstag sowie kurzen Angaben zu dem Leben und Werk des Schriftstellers von Siegbert Wolff (sic! eig. Wolf, d.S.)… Mitunter ist man bei der Lektüre erstaunt über die Radikalität in den Worten Tolstois, der nicht eine bestimmte Form des Staates, sondern die Institution an sich ablehnte. Ganz offen trat er für deren Überwindung ein, indessen in Form der Gewaltfreiheit einer Weigerung. Dabei argumentiert der Schriftsteller – wie Herausgeber Klemm in seiner Einleitung mit kritischem Unterton zurecht anmerkt – häufig in moralisierender Weise. Er artikuliert sich auch mehr als individueller Gesellschaftskritiker und weniger als politischer Theoretiker. Seine Kapitalismuskritik hat indessen mit Ausführungen, die heute mit dem Begriff der ´Entfremdungstheorien´ erfasst werden, einen durchaus modernen Einschlag. Indessen verkennt seine pauschale Negierung der Institution Staat, dass es auch Formen von Staaten geben kann, welche wie die Wohlfahrtstaaten die von ihm beklagten gesellschaftlichen Zustände tendenziell aufheben konnten. Eine konkrete Alternative zu ihnen benannte Tolstoi nicht. Indessen verdient seine Kritik eine konstruktive Auseinandersetzung“ (Armin Pfahl-Traughber).

Zusätzliche Information

Gewicht 600 g
Zustand

sehr gut erh., 128 S., kt.

Autor

Erscheinungsort

Frankfurt

Erscheinungsjahr

2007

ISBN/ISSN-Nummer

978-3-89569-901-5

Verlag