Der Ziegelbrenner
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Mit „Movies“ von Holger Czukay fing es an, denn dies war Ende der 1970er Jahre die erste Krautrockplatte, die dem bis dahin eher punkrockgeprägten Autor in die Hände fiel. Der 1964 geborene Christoph Dallach machte dabei ebenso wie der etwa gleichalte „Ziegelbrenner“ eine „nachholende “ Entwicklung durch, konnte er etwa bei den Essener Songtagen doch noch keineswegs mitjammen. Vom Jazz der Nachkriegsjugend und der fünfziger Jahre über „1968“, Zodiak und Kluster bis zu den 70er reicht hier der Bogen: Tangerine Dream, Amon Düül, Faust, Can, Conny Plank, Michael Rother, Guru Guru und andere werden hier gewürdigt. Viele kamen davon fanden zunächst im Ausland die gebührende Beachtung. So auch „Neu!“. „Wie der Band- beziehungsweise der Plattentitel verkündete, war hier etwas ganz Neues am Start. Aber nicht in dem Sinne, dass komplizierteste Techniken und verzwickte Arrangements vorgetragen, sondern dass die Musik auf den Kern reduziert wurde“, las ich mal dazu auf „laut.de“. Werner „Zappi“ Diermaier von „Faust“ etwa hat keinen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag – wohl aber einen englischen. Aber warum eigentlich Krautrock? Das fragte sich wohl auch C. Dallach – und so trug er zum Einstieg in das Buch Zitate zusammen, in denen sich Musiker (Krautrock ist ja eine beinahe absolute Männerdomäne) zur Benennung dieser musikalischen Schublade äußern. Die einmal gefundene Form wird denn auch im Buch durchgehalten: die einzelnen Kapitel sind Zitatmontagen aus der Krautrock-Szene. So äußern sich u.a. Hans-Joachim Roedelius, Jaki Liebezeit, Irmin Schmidt, Bernd Witthüser, Mani Neumeier, Peter Brötzmann, Jürgen Dollase, Christian Burchard, Harald Grosskopf, Achim Reichel, Lüül und, als eine der ganz wenigen Frauen dieser Szene, Renate Knaup über ihr Aufwachsen in der Nachkriegszeit, ihre familiäre Sozialisation, ihre musikalischen Inspirationsquellen (nicht zuletzt die unterschiedlichen Spielarten des Jazz, „die ganzen Krautrock-Apostel waren eigentlich Jazzfans“, stellt Dieter Serfas dazu fest), den Aufbruch in den 1960er Jahren, die beachtliche Bedeutung des doch recht kurzlebigen „Zodiak“ in Berlin, die Zusammenarbeit mit Conny Plank etc., Rolf-Ulrich Kaiser und LSD. Die Herren nehmen dabei kein Blatt vor den Mund („Der Dinger war ein extrem schwieriger Mensch“Immerhin, ich verdanke diesem Buch (genauer: der beeindruckenden Renate Knaup) eine Entdeckung wie die „Ceyleib People“. Und so ist es doch immer wieder schön, wie sich von der Lektüre eines solchen Buches musikalische Netze knüpfen lassen, das ist einfach irgendwie erdiger und cooler, als sich diese Verbindungen digital (etwa über die durchaus inspirierende „Music Map“) zu erschließen. Nun ist aber Feierabend. Der richtige Moment um zu Steve Reich zu greifen, auch er wird im Buch erwähnt: „Drumming“. (Gerald Grüneklee)
sehr guter Zustand, 512 S., Klappenbroschur
2.Aufl.
Dallach Christoph
Frankfurt
2021
978-3-518-46598-1
Suhrkamp Verlag