Federici Silvia

Jenseits unserer Haut – Körper als umkämpfter Ort im Kapitalismus

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Beschreibung

ungelesen/ Neubuch. Mit ihrem Buch über den Körper zwischen Herrschaft & kapitalistischer Profitmaximierung einerseits und Widerständigkeit & Rebellion andererseits erinnert Silvia Federici an die „Bedeutung des Körpers und der Körperpolitik in der feministischen Bewegung der 1970er-Jahre“ (S. 9). Als Angehörige der Generation der zweiten Welle des Feminismus hebt sie den Einfluss der kapitalistischen Unterdrückung auf den weiblichen Körper hervor. Auch daher eignet sich dieses Buch besonders für Kenner:innen marxistischer Theorie, denn es werden tiefergehende Kenntnisse vorausgesetzt. Der erste Teil des Buches besteht aus drei Vorlesungen, die Federici 2015 am California Institute of Integral Studies hielt. Die Leser:innen werden hier in die kritische Theorie des Körpers im Kontext der Repression des Kapitalismus eingeführt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit Körper- und Identitätspolitiken und den kapitalistischen Auswirkungen auf den weiblichen Körper. Der dritte Teil setzt die Disziplinen Medizin und Psychologie in Verbindung zur körpertheoretischen Arbeitslogik. Den vierten Teil und Abschluss bildet ein Artikel zum Tanz als „eine Ode an [die] Kraft und Weisheit“ (S. 13) des bewegten Körpers. Die Geschichte des Körpers wird erzählt als fortlaufender Kampf gegen die Unterdrückung und die Aneignung des Körpers als Maschine, als Krieg gegen Mensch und ‚Natur‘ (S. 19). Endpunkt dieser Entwicklung liege in einem Szenario, das uns – als Ergebnis eines fortschreitenden Technologisierungsprozesses – als Cyborgs hinterlässt, als kontrollierte, überwachte Maschinen ohne Willen und Sexualität, als substanzlose und schließlich körperlose Hüllen. Die Frau wird insbesondere der Selbstbestimmung über ihre Gebärmutter beraubt. In der Systematik des Kapitalismus‘ wurden Frauen, wie Federici es ausdrückt, „in Sexobjekte und Gebärmaschinen verwandelt“ (S. 22). Insbesondere die Sklaverei zeuge davon, denn Frauen wurden und werden hier ihrer Menschlichkeit beraubt und zu Sex gezwungen. Schwarze Frauen, die diesen Grausamkeiten ausgesetzt waren, sind wesentlicher Teil einer charakteristischen, rassistischen Unterdrückung, von der historisch im besonderen Maße Frauen betroffen waren und auch noch sind. In der zweiten Vorlesung geht die Autorin näher auf Körperpolitiken ein und damit auch auf die bereits in der Einleitung gestellte Frage: „Ist ‚Frau‘ noch immer eine notwendige Kategorie für feministische Politik?“ (S. 9). Als marxistische Feministin folgt Federici einer Tradition der Frauenbewegungen der italienischen Arbeiterfrauen. Damit lenkt sie einen differenzierten Blick auf eine arbeitsorientierte Reflexion der Frau. Anders als aktuell in Deutschland sind Dekonstruktivismus und Queer Studies kein Fokus dieser feministischen Ausrichtung. Die Veränderung der Kategorie ‚Frau‘ vollzieht sich durch deren aktivistische Eingrenzung. Zudem liege der Kategorie ‚Frau‘ eine Zuschreibung zugrunde, die im besonderen Maße durch den Kapitalismus und seiner Arbeitsteilung erfolgt sei… Der abschließende Teil des Buches besteht aus einem essayistischen Beitrag zum tanzenden Körper. Inspiriert durch den Tanz der Choreografin Daria Fain versteht Federici den Tanz als Werkzeug zum Ausbruch des Körpers aus der Repression des Kapitals. Sie betont, dass der Körper eine immanente ‚natürliche Grenze‘ biete, die sich gegen eine Auflösung, Dekonstruktion und kapitalistische Aneignung des Körpers auflehne. Der Tanz biete eine Ausdrucksweise, die Fähigkeiten des Körpers sichtbar und erfahrbar werden lasse. Als eine Sprache des Körpers sei Tanz Kommunikation, durch die wir „uns mit anderen Körpern verbinden, uns selbst und unsere Umgebung verändern“ (S. 127). Damit dient das Tanzen auch einem politischen Zweck. Der Band dokumentiert Silvia Federicis thematischen Fokus auf den weiblichen Körper in der kapitalistischen Repression. Die Autorin fesselt durch ihre aktivistisch inspirierte Darstellung marxistischer Perspektiven auf den Körper. Die Schreibweise ist mitreißend und vielschichtig, in Teilen fiel es mir aber schwer, ihrer Argumentation zu folgen, da das Verständnis marxistisch-feministischer Theorie vorausgesetzt wird. (gender-blog.de)

Zusätzliche Information

Gewicht 600 g
Zustand

sehr guter Zustand, 144 S., kart.

Reihe

kritik & utopie

Auflage

2. Aufl. (dt. EA 2020)

Autor

Erscheinungsort

Münster

Erscheinungsjahr

2022

ISBN/ISSN-Nummer

978-3-89771-329-1

Verlag