Der Ziegelbrenner
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Huch war „stets, auch hier vom Mitgefühl für ihren Helden fortgerissen war. Nicht zufällig gewinnt der Bericht mit fortlaufender Erzählung an Überzeugungskraft, gipfelnd in den Kapiteln, die dem letzten Lebensjahrzehnt Bakunins gelten, als er, zwischen Resignation und Hoffnung hin und her gerissen, in der Schweiz lebte, so alt wie Ricarda Huch, während sie an seiner Biographie schrieb: Mitte der Fünfzig. Sein Leben lang hatte Michael Bakunin auf die Revolution in Russland gewartet. Als sie, vierzig Jahre nach seinem Tod, Wirklichkeit wurde, waren die Ideen ihrer Protagonisten aus dem 19. Jahrhundert verloren. Peter Kropotkin, in seiner Jugend Anhänger Bakunins, widmete sich ihr mit Hingabe und stellte nach der Vollendung mit Entsetzen fest, daß sie wiederum nichts als Herrschaft und Unfreiheit gebracht hatte. Von dieser Stimmung scheint Ricarda Huch tief ergriffen gewesen zu sein… Sie bewunderte Bakunins unerschütterliche Kraft des Herzens: Liebe ging über Gesetz. Darin waren beide Bettina von Arnim ähnlich. Bakunin wollte lieber Stürme als Stagnation und haßte bloßes Theoretisieren, an dem der Geist sich schärfen und ergötzen, nicht aber der handelnde Mensch sich erneuern könne. Die „Empörung des Unbewußten gegen das Bewußte“, ein Zug der Romantik, den Ricarda Huch zeitlebens an sich selber pflegte, ist Bakunins wesentlicher Impuls. Doch diese Empörung bleibt nicht im Gefühl hängen; sie ist selbstlos, stellt sich auf die Seite der Schwachen, schreitet fort zu revolutionärem Denken und zur Tat… Die Deutschen waren Bakunin unbegreiflich, er hielt sie für hoffnungslose Spießbürger, die für Götz von Berlichingen schwärmten und das Räsonieren zu ihrem Tagwerk machten. Bakunin haßte die endlosen Gespräche, wußte er doch allzu gut aus eigener Erfahrung, daß sie mit dem Schein der Nützlichkeit die Spontaneität töteten und die Theorie verabsolutierten“ (Die Zeit, 29.9.72).
sehr guter Zustand, 200 S., kart.
Neuausgabe (EA Insel Verlag, Leipzig 1923)
Huch Ricarda
Berlin
2022
978-3-7437-2773-1
Hofenberg