Fremde Wasser – Denglers dritter Fall

Beschreibung

Wieder einmal verwebt Schorlau im Krimi reale Geschichte mit Fiktion in einer Weise, das man bisweilen einen Kloß im Hals verspürt… Thematischer Hintergrund ist hier der Verkauf städtischer bzw. kommunaler Wasserwerke an kommerzielle Konzerne. Schorlau erwähnt Grossbritannien, wo unter Margaret Thatcher Privatisierungen in grossem Stil durchgesetzt wurden – u.a. eben auch bei Wasser. Noch 15 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen von Schorlaus Buch erweist sich der Krimistoff als hellsichtig. Denn schon damals konnte jedem sehenden Menschen klar sein, dass private Wasserkonzerne auf eine sowohl schlechtere wie auch teurere Wasserversorgung hinauslaufen. Und siehe da – 2023 ging der Bankrott von „Thames Water“ durch die Presse, der Konzern hatte einen riesigen Schuldenberg angehäuft, obwohl man 30 Jahre lang kaum in Klär- und Abwassersysteme sowie die schon beim Kauf teils maroden Rohrleitungen investiert hatte. Auch das deutsche Beispiel schildert Schorlau, so den Verkauf der Kieler Stadtwerke an einen texanischen Rentenfonds unter der rot-grünen Stadtverwaltung – nicht einmal zwei Jahre später war der Konzern pleite. Dabei wurden bereits unmittelbar nach der Übernahme die Investitionen in Leitungsnetze, Anlagen und Qualitätskontrollen massiv gekürzt. Eine schnelle Lösung musste her – prompt wurden abermals diverse Finanzinvestoren als mögliche Käufer gehandelt… In Nordrhein-Westfalen entpuppte sich hingegen der Energiekonzern E.ON als regelrechter Reiseveranstalter – Vergnügungsausflüge zu norwegischen Bohrinseln mit Kommunalpolitikern wurden schliesslich ein Fall für die Staatsanwaltschaft, ausgelöst durch eine anonyme Strafanzeige. Eine wahre Lawine wird losgetreten, die schliesslich 2006 rund 160 Politiker, 2007 sogar mehr als 800 Bürgermeister, Stadträte und Manager umfasst. Die meisten Beschuldigten wurden zu Geldtrafen verurteilt und zahlten diese in der Regel, was als Schuldeingeständnis gewertet wurde. Vor diesem Hintergrund wurde die Hamburger Wasserprivatisierung (im Buch noch konzipiert) letztendlich verhindert.