Künkel Jenny, Schrader Kathrin

Sexarbeit – Feministische Perspektiven

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Beschreibung

Neubuch. Insbesondere Linke haben ein offenkundiges, häufig artikuliertes Problem mit dem (käuflichen) Sex. Warum eigentlich? In der Warengesellschaft wird alles zur Ware, von der Frisur bis zur Fußpflege, von Kopf bis Fuß buchstäblich also, von der Partnerschaftsvermittlung bis zur Paartherapie, von der Gesundheitsfürsorge bis zur Bestattung, von der Erholung bis zum Erlebnis, zum Event, zum Spektakel. Wenn, dann wäre Sexarbeit also auf einer sehr grundsätzlichen Ebene, eingebettet in die Kritik des Kapitalismus, zu kritisieren. Denn wo genau ist eigentlich die genaue Trennlinie zwischen „normaler“ (weiblicher) Care-Arbeit und sexuellen Dienstleistungen, den – mehr oder weniger – anerkannten und den tabuisierten Formen der „Emotionsarbeit“ (S. 41)? Insofern heben sich die hier versammelten Beiträge- publiziert in einem klar links verorteten Verlag – wohltuend von moralinsauren Argumentationen ab, und schon dafür ist dem Verlag zu danken. Dabei werden auch wenig beachtete Bereiche beleuchtet, so die mann-männliche Sexarbeit (S. 77ff.). Was nun? Erstens muss diese Gesellschaft „endlich aufhören, so zu tun, als wäre die Sexarbeit das Problem und nicht die Bedingungen, unter denen sie geleistet wird“ (S. 7). Zweitens spricht die Stigmatisierung den Frauen und (relativ wenigen) Männern in diesem Arbeitsfeld die – im Kapitalismus ohnehin stets beschränkte – Entscheidungsfreiheit und Autonomie über ihr Leben vollends ab. Prostitutionskritik ist insofern eine Patriarchatskritik, die offenkundig billig zu haben ist: wer ist nicht gegen frauenverachtende Gewalt und Zwangsprostitution? Dies ist allerdings lediglich ein Teilbereich der Prostitution, der im Übrigen gerade dadurch nicht entschieden bekämpft wird, weil die herrschenden Diskurse und Kriminalisierungen zu Prostitution diesen Bereich in ein Dunkelfeld rücken, wo diese Gewaltverhältnisse dann oft gar nicht mehr sichtbar sind. So wird eine verkürzte Patriarchatskritik reproduziert, die die Subjekte ein weiteres mal entmündigt. Diese sehr vordergründige Kritik wird zudem den mehrdimensionalen, miteinander verschränkten Unterdrückungsverhältnissen im globalen Kapitalismus (Stichwort: Intersektionalität) absolut nicht gerecht. Es ist Zeit, dem Moraldiskurs, der staatlichen Diskriminierung und strukturellen Gewalt nicht zuletzt migrantischen Sexarbeiter*nnen gegenüber, dem „sexarbeitsfeindlichen Feminismus“ (S. 48) und dem „konservativ-feministischen Kontrollfetisch“ (so Mitherausgeberin J. Künkel bereits 2016) ein Ende zu bereiten. Es ist Zeit, mit konsequenter Entstigmatisierungs- und Entkriminalisierungsarbeit zu beginnen sowie die teilweise bereits laufende Selbstorganisation der Sexarbeiter*innen zu unterstützen. Stichworte auch dazu liefert dieses Buch. Gerade angesichts dauerhafter Verbotspläne auch unabhängig vom Coronavirus – hier tut sich mal wieder Talksho-Lieblingsgast und SPD-„Gesundheitsexperte“ Karl Lauterbach hervor – ist das Buch mit seinen differenzierten Beiträgen gerade gegenwärtig aktuell und absolut lesenswert. (Gerald Grüneklee) – Begeistert ist auch der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen: „Das Buch ist eine fantastische Lektüre und macht den feminstischen Bezug von Sexarbeit deutlich. Unbedingt LESEN!“.

Zusätzliche Information

Gewicht 600 g
Zustand

sehr guter Zustand, 104 S., kart.

Reihe

unrast transparent – geschlechterdschungel Band 10

Auflage

2.Aufl. (EA 2019)

Autor

Erscheinungsort

Münster

Erscheinungsjahr

2022

ISBN/ISSN-Nummer

978-3-89771-147-1

Verlag