Arm und Reich – Die Schicksal menschlicher Gesellschaften

Beschreibung

Der Autor nimmt einen umfassenden Rückblick in 13.000 Jahre der Menschheitsgeschichte, um die Frage zu beantworten, warum die Geschichte auf den verschiedenen Kontinenten einen so unterschiedlichen Verlauf nahm. Der Autor nahm an mehreren Expeditionen nach Papua-Neuguinea teil, und so wirken gerade seine dort gemachten Erfahrungen sehr plastisch und persönlich. Insgesamt ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag zur Erklärung sozioökonomischer Entwicklungen. Es füllt eine echte Lücke, da die meisten Bücher zum Thema lediglich Teilaspekte aufgreifen und die Erklärungsansätze dementsprechend ökonomistisch oder populistisch verürzt (z.B. in Hinblick auf mentalitätsgeschichtliche Differenzen, Biologismen oder vermeintliche „Überbevölkerung“ daherkommen. Diamond bezieht dagegen evolutionsbiologische, ökologische, klimatologische, geographische, anthropologische, agrarwissenschaftliche und sprachwissenschaftliche Erkenntnisse ein und kommt so zu einem erheblich umfassenderem, überzeugenderem, dabei sehr flüssig und ohne Fachvokabular referierten Erklärungsraster. Das er frei von jeglichem Eurozentrismus ist (eher ist er geneigt, die Neuguineer womöglich für intelligenter zu halten…), macht die Lektüre umso angenehmer. So kann dieses Buch zugleich ein Beitrag zur Immunisierung gegen Rassismus sein. Zudem hat Diamond damit ein eindrucksvolles Plädoyer für eine stärkere Akzentuierung der Geschichtswissenschaften als naturwissenschaftlicher (und nicht wie bisher überwiegend geisteswissenschaftlich orientierter) Disziplin geschrieben. Allerdings ignoriert Diamond bei seinem Blick auf die Klimageographie die sozialpolitische und geschichtliche Komponente bei der Herausbildung weltweiter sozialer Ungleichheiten und Spaltungen. Das ist jedoch verständlich, da er bereits frühgeschichtlich ansetzt, denn die Frage ist ja: warum machte sich „der Norden“ auf den Weg, den Rest der Welt zu „entdecken“ bzw. zu erobern und nicht umgekehrt?