Lewis Sophie

Die Famile abschaffen – Wie wir Care-Arbeit und Verwandtschaft neu erfinden

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Beschreibung

Als gesellschaftliche Institution ist Familie der Ort, der Fürsorgearbeit privatisiert. Kinder werden wie in einem „grausamen Glücksspiel“ (S. 15) den Eltern ausgeliefert, sind Privateigentum und ökonomisch nahezu vollständig abhängig von ihren Eltern. Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege sind nicht nur unsichtbar, sondern auch gesellschaftlich entwertet. Diese Arbeit wird von Frauen kostenlos oder zu skandalös niedrigem Lohn verrichtet. Die so entstehenden Abhängigkeiten und die Privatisierung der sozialen Reproduktion machen die Familie für Lewis zum entscheidenden Faktor für die Aufrechterhaltung der kapitalistisch-patriarchalen Ordnung, woran sie ihre Kritik in materialistisch-feministischer Tradition ansetzt. Viele Menschen können sich dennoch eine Welt ohne die Familie nicht vorstellen. Lewis geht sogar so weit zu sagen, dass „es einfacher sein mag, sich das Ende des Kapitalismus vorzustellen, als das Ende der Familie“ (S. 16). Folgt man ihrer Argumentation ist beides ohnehin nur zusammen möglich. Konfrontiert mit Überlegungen zur Familienabschaffung reagieren Menschen häufig reflexartig, in dem sie die Liebe und das Glück in ihrer eigenen Familie betonen oder sie als weiteren Teil einer heraufbeschworenen linken Verbotskultur abtun. Sätze wie „Aber ich liebe doch meine Familie!“ oder „Jetzt versuchen die Linken auch noch, uns unsere Oma wegzunehmen und Kinder zu beschlagnahmen, und das soll fortschrittlich sein?“ (S. 9) hört Lewis häufig und erkennt die Ängste, die Überlegungen zur Familienabschaffung in anderen auslöst, an. Veränderungen passieren jedoch nicht, indem man so weiter macht wie bisher. Lewis ist sich sicher, dass „dieses Beängstigende jeder echten revolutionären Politik innewohnt“ (S. 10). Ursula Le Guin, feministische Science-Fiction Autorin, wird zitiert, dass auch glückliche Familien auf „Aufopferung, Unterdrückung, Verdrängung, Wahlen, die getroffen oder aufgegeben wurden, Chancen, die genutzt oder vertan wurden, Abwägen vom grösseren und kleineren Übel“ (S. 21) beruhen und diese Ungerechtigkeiten häufig vergessen werden… „Die Familie abschaffen“ ist ein polemischer Text, der eine Diskussion darüber herausfordert, wie wir Kindererziehung, Fürsorge, Pflege und zwischenmenschliche Beziehungen kollektivieren, wie wir „soziale Reproduktion organisieren, die nicht bloss ökonomische Verträge mit dem Staat oder versteckte Ausbildungsprogramme für Arbeiter:innen sind.“ (S. 31) Lewis nutzt den Begriff der Abolition, stellt sich in dessen Tradition und verbindet darüber auch die Forderung der Familienabschaffung mit der Abschaffung von Polizei und Gefängnis… Lewis‘ Kritik der Familie und die Forderung nach ihrer Abschaffung ist nicht neu, aber dennoch eine lesenswerte Einführung, die gerade in Zeiten des konservativen Rollbacks zeigt, dass wir uns nicht dazu verleiten lassen sollten, nur das Bestehende zu verteidigen, sondern für revolutionäre Politik und eine gemeinschaftlichere soziale Organisation zu streiten. (kritisch-lesen.de)

Zusätzliche Information

Gewicht 600 g
Zustand

160 S., geb.

Autor

Erscheinungsort

Frankfurt

Erscheinungsjahr

2023

ISBN/ISSN-Nummer

978-3-10-397504-8

Verlag