Kleffner Heike, Meisner Matthias (Hrsg.)

Fehlender Mindestabstand – Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde

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Beschreibung

Beiträge von Andreas Speit, Annett Gröschner, „Faktenchecker“ Patrick Gensing, Pai Lamberty/ Katharina Nocun, dem Grünen-Oberrealo Ralf Fücks u.a. Geadelt durch ein Vorwort des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, wird hier, wie auf der linken Seite des politischen Spektrums in der Corona-Pandemie üblich, alles munter zusammengewürfelt: Hygienedemonstrationen, „Coronarebellen“, Querdenker, Gelbwesten, ImpfgegnerInnen, Rechtsextremisten, Verschwörungsideologen, Klimaskeptiker, Antisemiten, Reichsbürger, ja, sogar „Coronaleugner“ (sie merken nicht, wie sie den Holocaust dabei relativieren, und werfen dies stattdessen jenen vor, die sich gelbe Sterne an die Jacken heften..) – alles eins. Natürlich gehen Beleidigungen, Häme und Hetze immer nur von dieser Seite aus. Das z.B. Ungeimpfte teilweise, angelehnt an das antisemitische „Brunnenvergifter“-Stereotyp, als Krankheitsüberträger, Läuse, Ratten denunziert und mit Vernichtungsphantasien belegt werden von Impflingen und ZeroCovid-Phantasten – kein Wort darüber. Man übt sich in Distanz zum Autoritarismus – und ist selber zutiefst autoritär; man sieht den liberalen Rechtsstaat nicht bedroht – im Gegensatz zu engagierten, hier totgeschwiegenen Journalisten wie Heribert Prantl oder Verfassungsrechtlern, die vor der Rechtsstaats-Demontage seit Frühjahr 2020 warnten; man sieht die Pressefreiheit von rechts bedroht und sieht nicht, wie diese bereits bedroht ist durch eine Handvoll Experten, die die Deutungsmacht haben; man wirft Querdenkern vor, Geld zu machen – nicht den Pharmakonzernen (apropos, was ist eigentlich mit dem eigenen Honorar für das Schreiben?). So fällt es zum einen schwer, in diesem Sammelband Lesenswertes und Anregendes zu finden, obgleich es bitter nötig wäre, die echten Rechten in diesem Milieu gezielt herauszulösen; zum anderen wird den Rechten hier ein Bärendienst erwiesen, indem jede Maßnahmenkritik abgewiesen und als rechts denunziert wird – ein grob vereinfachtes Schwarz-Weiss-Denken, kaum besser als die Gegenseite. So gibt man den Rechten erst den Spielraum, den sie zu nutzen verstehen. Kleine Frage: wo waren die Linken, als Menschen Fragen stellten (die von Linken sogleich unisono lächerlich gemacht wurden), als sich Menschen existentielle Sorgen machten, sie vereinsamten, als Hochbetagte in den Pflegeheimen von engen Angehörigen nicht besucht werden durften, als Frauen und Kindern in Lockdowns Gewalt angetan wurde, als millionenfach unmenschlich gehandelt wurde? Die Zeche für die Corona-Politik zahlen einmal mehr die armen, randständigen, prekarisierten Schichten der Gesellschaft – und dann wundern sich hier linke, „antifaschistische“ Menschen, die in der Pandemie nur Panik verbreiteten und nicht zur Stelle waren, dass die Rechten erfolgreich populistische Stimmung machen? Ach, wie einfach und wie mutig ist es, Unsympathen wie Attila Hildmann und Donald Trump verbal anzugehen – da macht man wenig verkehrt, nur bringt es halt auch nichts, jegliche Kritik an dem Corona-Management immer gleich in diese Ecke zu schieben. Man wird nicht einfach zum Nazi gemacht, das muss man schon wollen – aber ein bisschen Selbstreflektion und Selbstkritik wäre in diesem Buch das Mindeste gewesen, denn diese „Antifa“, die nun Polizeiarbeit macht und jede Kritik an digitalisierter Überwachung, autoritären Politikkonzepten, Pharmakonzernen etc. zurückweist, ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Nicht zuletzt, indem laufend Öl ins Feuer gegossen wird. (Gerald Grüneklee)

Zusätzliche Information

Gewicht 600 g
Zustand

sehr guter Zustand, 352 S., Klappenbroschur

Autor

Erscheinungsort

Freiburg

Erscheinungsjahr

2021

ISBN/ISSN-Nummer

978-3-451-39037-1

Verlag